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Historische Entwicklung der Makrobiotik

Lange bevor der Begriff Makrobiotik durch den griechischen Arzt und dem „Vater der westlichen Medizin“ Hippokrates von Kos verwendet wurde, galt es den Menschen als ein erstrebenswertes Ziel, ein gesundes und glückliches Leben zu führen. Darüber hat der legendäre Kaiser FU – HI, (ca. 3000 v. Chr.) mit dem noch heute gültigen Buch, dem I Ging, das Buch der Wandlungen, in ersten Schritten Zeugnis abgelegt. Ebenso zeugt das Buch vom Gelben Kaiser (2696–2598 v. Chr.), das Nei-Ching, von der Suche nach dem Verständnis der universellen Ordnung für gute Gesundheit, Langlebigkeit, inneren Frieden, Harmonie im Kleinen wie im Großen und Glück. Weitere Zeugnisse sind z.B. der Code des Manu aus Indien, das Hon.so Komoku (das erste Chinesische Kräuterbuch), auch die Schriften von Laotse (6. Jahrhundert v. Chr.) und Konfuzius (551 v. Chr. bis 479 v. Chr.).

Das überlieferte Wissen ist in erster Linie aus der Beobachtung der Phänome und einer ganzheitlichen Betrachtung des Lebens entstanden. Diese hat sich über Jahrtausende im asiatischem Raum weiterentwickelt und erhalten. Erst durch Leipniz (1646 – 1716 - Binäres Zahlensystem) später durch Goethe (1749 – 1832 - West-Östlicher Diwan) ist es in die westliche Welt gekommen. Mit der Übersetzung des I Ging durch den Sinologen Richard Wilhelm (1873 – 1930) fließt das östliche Wissen in den Abendländischen Kulturraum. Seit Jahrzehnten und jetzt verstärkt im Zuge der Globalisierung findet heute mehr denn je, neben dem Austausch von Waren und Know How, auch der Austausch des östlichen und westlichen Kulturgutes statt. Doch während im asiatischem Kulturraum das eigene Wissen auch durch westlichen Einfluß verdrängt wird, findet im unserem Kulturraum eine Besinnung zur Ganzheitlichen Sichtweise immer mehr Anerkennung und Verbreitung und erweitert auf diese Weise unsere Sicht auf das Leben.

Von dem griechischem Arzt Hippokrates von Kos (um 400 v. Chr.), Begründer der modernen Medizin, soll der Ausspruch „Deine Nahrung soll dein erstes Heilmittel sein“ sein. Durch ihn findet die Erkenntnis des direkten Einflußes der Nahrung, der Lebensweise und des Umfeldes Eingang in die Anamese.

Diesen Impuls greift der deutsche Arzt Christoph Wilhelm Hufeland (Leibarzt von König FriedrichWilhelm III und Goethe)in seinem Hauptwerk „ Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern“(1796) wieder auf. Mit der 3. Auflage des Buches im Jahr 1805 bekam das Buch den Titel „Makrobiotik“. Dies Buch empfahl eine besondere Ernährung und einen harmonischen Lebensstil für die Gesundheitspflege. Damit gilt Hufeland im Abendland als der Namensgeber der Makrobiotik!

Ende des 18. Jahrhunderts macht der japanische Arzt Sagen Ishizuka (1850 – 1909) auf sich aufmerksam. Er war Mediziner und entwickelte ein Ernährungskonzept auf der Grundlage einer Auswahl von traditionellen Lebensmitteln wie Naturreis, Algen, Rettich und Kudzu. Mit den Empfehlungen an seine Patienten war er sehr erfolgreich.

Nyoiti Sakurazawa, der unter dem Namen Georges Ohsawa (1893 – 1966) seine Schriften verfasste, kam durch eine schwere Krankheit zu Sagen Ishizuka. Er gesundete durch die Ratschläge, wurde sein Schüler und entwickelte das Konzept von Sagen Ishizuka weiter. Mit seiner Frau Lima setzte er sich weltweit für die Verbreitung seiner Erkenntnisse und der Umsetzung ein. Seine zahlreichen Schriften schulen den Blick auf die natürliche Ordnung, dem er das Komplementärprinzip Yin – Yang zugrunde legt und zeigt den Weg von der Betrachtung und der Umsetzung hinein ins tägliche Leben auf. Er prägte auch den Begriff „Non Credo“, womit er zum Ausdruck bringen wollte keiner Theorie und keiner Lehre blind zu vertrauen, sondern Erkenntnisse durch eigene Erfahrungen zu finden. Seine Studienzentren nannte er Maison Ignoramus (Haus des Nicht Wissens). Hier forderte er seine Studenten auf, ihre Erkenntnisse immer wieder selber zu hinterfragen und zu prüfen.

Michio Kushi (1926 - 2014) wurde sein Schüler. Er war der erste Student Ohsawas, der 1949 aus Japan in die Vereinigten Staaten zog. Hier gründete er mit seiner Frau Aveline in den 60er Jahren ein Zentrum für Makrobiotik. In dieser Zeit legte er den Grundstein für die Naturkostbewegung nach makrobiotischen Prinzipien. Mit seinem Verständnis hat er die Makrobiotik, wie er sie von Ohsawa als Japaner gelernt hat, den veränderten Umständen seiner Zeit und den Bedürfnissen vor allem in den Vereinigten Staaten und Europa anpassen und differenzieren können. Michio Kushi und seine Frau Aveline haben sich für ihren Traum von einer friedlichen Welt mit ihrem Wissen lebenslang für Frieden und Freiheit auf der ganzen Welt eingesetzt und vielen Menschen zu einer gesunden und glücklichen Lebensweise verholfen.

Heute hat sich die Makrobiotik zu einer weltweiten Bewegung entwickelt. Wohl auch, weil sie eine Antwort auf viele hausgemachte Probleme geben kann. Sowohl im eigenen Leben wie auch global ist durch das Verständnis des von Ohsawa formulierten Komplementärprinzips eine Umkehr zu Gesundung auf stofflicher und feinstofflicher Ebene möglich. Die Logik ist bio-logisch und erklärt die zahlreichen Veränderungen zurück zu einem Leben in Gesundheit und Frieden. Sie orientiert sich an der Wandlungsfähigkeit des Lebendigen, was Dogmatismus wie auch Gebote und Verbote ausschließt. Auf dieser Grundlage kann sie auch Ernährungströmungen wie die Vegetarische, Vegane oder andere Bewegungen erklären und integrieren.

Grundlagen der Makrobiotik

Das Wort Makrobiotik ist abgeleitet aus dem griechischen Worten Makro, das Grosse und Bios, das Leben, bedeutet wörtlich übersetzt also - Das Grosse Leben.
Gemeint ist ein Weg zu mehr Lebendigkeit und zu mehr innerer Weite und Größe – einerseits durch eine Ausrichtung auf die natürliche Ordnung, dem Kosmos, andererseits mit Blick auf eine Ernährung, die dieser Ordnung entspringt. Dazu gehört auf der sichtbaren Seite natürliche traditionelle Nahrung, die im Rhythmus der Natur und der Zeit gewachsen und gereift ist. Ziel ist, durch Übereinstimmung dieser beiden Seiten zu Gesundheit, Glück und Frieden zu kommen. Das wesentliche Verständnis der Makrobiotik beruht auf die aus China stammende Philosophie von Yin und Yang, die in einer Weiterentwicklung des I Ging im “Buch der Wandlungen“ der Zhou Dynastie 1045-770 v. Chr. niedergeschrieben ist. Es beschreibt die Erscheinungen der entgegengesetzten und zugleich aufeinander bezogenen Kräfte. Heute lassen sich viele natürliche Phänomene mit den Prinzipien diesen beiden Wirkrichtungen erklären und wissenschaftlich belegen.

Makrobiotische Ernährung

Unsere Urgrosselten ernährten sich, wie es seit Urzeiten üblich war. Dieses Ernährungsmuster entspricht unserer evolutionären Entwicklung für Körper und Geist. Das können unsere Organe verarbeiten, das bekommt uns. Dies ist ganz im Sinne der Makrobiotik.
So liegt die Betonung in der Ernährung auf natürliche, vollwertige Produkte wie Getreide, Land- und Meeresgemüse, Hülsenfrüchte, Früchte, Saaten, Nüsse und pflanzliche Öle.
Alle diese Produkte sollten aus den Klimazonen des Konsumenten stammen und möglichst den Jahreszeiten entsprechend verzehrt werden. Diese Auswahl ist die Grundlage für einen gesunden und friedvollen Geist in einem gesunden Körper. Einzuschränken sind größere Mengen an tierischen Produkten wie Fleisch, Geflügel, Eier, Milch/ Milchprodukte, Fisch und Honig sowie auch alle denaturierten, konzentrierten oder stark raffinierten Nahrungsmittel wie Zucker, Weißmehl, Säfte. Auch stark anregende Produkte wie Nikotin, Bohnenkaffee, Schwarzer Tee, stark ätherische Kräutertees, Alkohol, Drogen und scharfe Gewürze gehören nicht zum täglichem Verzehr.

Makrobiotische Standardempfehlung nach Kushi für gemäßigte Klimazonen

  • 40%-60% Vollkorn Getreide-/ Getreideprodukte:
    Hauptsächlich als gekochtes Vollkorngetreide wie: Reis jeglicher Art, Weizen, Dinkel, Grünkern, Gerste, Hafer, Mais, Hirse, Kamut, Quinoa, Emmer u.a. Urgetreide. In kleineren Mengen zu empfehlen sind auch Produkte aus Vollkornmehlen wie Natursauerteigbrot oder verarbeitete Produkte wie Nudeln, Getreideflocken, Grützen oder Griese.
  • 5% bis 10% Suppe mit Miso, Shoyu oder Tamari, Algen und 1-3 Sorten Gemüse.
  • 20%-30% Gemüse:
    Besonders zu empfehlen für den täglichen Gebrauch sind eine große Vielzahl von Landgemüsen wie Blattgemüse z.B. Petersilie; Grünkohl; Blattgrün der Wurzeln, Radieschen und des Rettichs; Lauch; Frühlingszwiebeln; Brokkoli; Senfblätter; Brunnenkresse. Runde Gemüse wie z.B. Zwiebel, Kürbis, Steckrüben, Mairüben, diverse Kohlsorten. Wurzelgemüse wie z.B. Möhren, Rettich, Pastinaken, Schwarzwurzeln, Klettenwurzel zubereitet in verschiedenen Kombinationen und Kochstilen. Als besondere Gemüse Pilze und Lotuswurzeln, gelegentlich die diversen Salate, Grüne Bohnen, Gurken, Kohlrabi, Sprossen und Keime. Gemüse wie Tomaten, Kartoffel, Paprika, Spinat, Mangold, Zuchini, Fenchel, Rote Beete, Spargel bedürfen einer besonderen Zubereitung und sind nur bei speziellem Verlangen erforderlich.
  • 5%-10% Produkte mit pflanzlichem Eiweiß:
    Hülsenfrüchte in großer Vielfalt, insbesondere Adukibohnen und auch schwarze Bohnen.
    Linsen in verschiedenen Größen und Farben, Erbsen, insbesondere Kichererbsen.
    Sojabohnen fermentiert zu Natto und Tempeh, Produkte auf Sojabohnenbasis wie der inzwischen sehr bekannte Tofu.
  • 3%-5% Meeresgemüse:
    Nori, Wakame und Dulse sind täglich zu empfehlen. Kombu insbesondere für die Zubereitung von Hülsenfrüchten, Arame und Hijiki können 3-4 mal pro Woche als Beilage verzehrt werden.
    Dabei empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung wegen des Jodgehaltes von Algen gewisse durchschnittliche und tägliche Höchstwerte zu beachten.
  • Kleine Mengen Saaten wie Sesam, Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne und Leinsaat.
    Nüsse der Region wie Walnuss und Haselnuss, Mandeln als Ergänzung.
    Milchsauer fermentiertes Gemüse (Pickels) aus regionalen Gemüsesorten wie Sauerkraut oder saure Gurken vergoren mit Salz, auch Shoyu / Tamari oder Miso. Gelegentlich Salate oder Säfte. Regionales Obst der Jahreszeit bei Bedarf in angemessenen Portionen.
  • Geringe Mengen von Gewürzen und Kondimenten wie Meersalz, Sojasoßen wie Shoyu und Tamari; Würzsoßen wie Genmai Su, Ume Su und Mirin, Tekka und Shiso.Verschiedene Misoarten wie Mugi-, Genmai,- Hatcho- und Shiromiso. Umeboshi, Ume Paste und Gomasio. Natürliche Süßmittel aus Getreide wie Reismalz, Gerstenmalz oder Amazake
  • Nicht anregende Getränke wie Banchatee, Kukichatee, Getreidekaffee wie Yannoh oder Wurzelkaffee wie Zichorie, Quellwasser.

Vorteile der makrobiotischen Ernährung für den Menschen

Die gesundheitlichen Vorteile der makrobiotischen Ernährung sind durch Autoren wie Georges Ohsawa und seiner Frau Lima, Michio Kushi und seiner Frau Aveline, Hermann Aihara und seiner Frau Cornelia, Noboru B. Muramoto, Alex Jack, Edward Esko mit seiner Frau Wendy und etlichen Medizinern wie Dr. med. Mendelsohn, Dr.med Marc van Cauwenberghe, Dr. med. Loder, Dr. med. Sattilaro sowie dem Biochemiker Hubert Descamps dargelegt. Sie haben in ihren Büchern vielfältige Hinweise auf wissenschaftliche Veröffentlichungen zum Thema Makrobiotik gegeben.
Der Inhalt dieser Publikationen lässt sich wie folgt zusammen fassen:
Die makrobiotische Ernährung kann einen wesentlichen Beitrag zur Vermeidung degenerativer Krankheiten leisten. Es könnte die beste Ernährungsweise sein, in einer Welt mit hohen Raten von Krebserkrankungen, Herz- und Kreislaufproblemen, Diabetes, Allergien, Übergewicht, Aids und steigenden Umweltbelastungen, denn all diese Probleme können auch als ein Resultat der aus dem Gleichgewicht geratenen heutigen Lebensweise gesehen werden.
Wesentliche Gründe für das körperliche Wohlbefinden bei einer makrobiotischen Ernährung sind der geringere Konsum von tierischen Fetten, tierischem Eiweiß, denaturierten Kohlehydraten wie Zucker und Mehle. Dafür bietet sie einen relativ hohen Anteil an komplexen Kohlehydraten und Ballaststoffen. Dies führt zur Reduzierung der Cholesterinwerte, von Herz- und Kreislaufproblemen, Diabetes, Allergien, Übergewicht und des Krebsrisikos. Diese Ernährung stärkt das Immunsystem.

Vorteile für die Umwelt und für die Allgemeinheit

In der Makrobiotik kommen überwiegend Produkte aus kontrolliert biologischem oder biodynamischen Anbau zum Einsatz. Verarbeitete Produkte kommen bevorzugt aus Manufakturen die auf natürliche Rohstoffe und natürliche Prozesse wie z.B. Fermentation setzen. Das Bewusstsein für die Erhaltung unserer natürlichen Ressourcen führt zu einem respektvollen Umgang mit Tier und Umwelt. Der Einsatz von Energie und natürlichen Rohstoffen wie z. B. Wasser wird, wo immer möglich reduziert, Alternativen bevorzugt. Es entstehen wesentlich geringere Folgekosten für die Allgemeinheit.

Ausblick

Die heutige Generation tritt ein anspruchsvolles Erbe an. Sie versteht die Makrobiotik als Forschungsgebiet. Insbesondere ist ein unabhäniger, gesunder Menschenverstand gefragt. Mit Neugierde, fragend und forschend die Gesetzte des Lebens anhand der universellen Ordnung verstehen und im Alltag umsetzen. Unterscheiden lernen was weiter hilft und erkennen was eher kein Beitrag für eine gesunde Entwicklung ist. Mit diesem Ansatz können sehr viel mehr Fragen beantwortet werden als nur die Fragen nach der richtigen Essensauswahl. Sowohl die Frage der Entwicklung des Menschen auf körperlicher Ebene, als auch die Entwicklung auf sozialer und geistiger Ebene wird einbezogen. In der Zusammenführung von östlichem Wissen und westlicher Wissenschaft ergänzen sich die Erkenntnisse die uns helfen die richtigen Entscheidungen zu treffen und unser Handeln unter Einbeziehung der Konsequenzen besser zu verstehen. Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und eine ganzheitliche Sichtweise befähigen uns, für gewonnene Erkenntnisse Verantwortung zu übernehmen.
Diese Sicht auf das Leben hat ein großes Potenzial. Ohsawa und Kushi haben die Grundlagen gelegt. Als Erben sind wir den Vordenkern verpflichtet und aufgerufen ihr hinterlassenes Wissen weiter zu entwickeln, für die Erfüllung ihres und unserer aller Wunsch – Gesundheit, Glück und langes Leben, für eine persönlich ausgereifte Entwicklung, eine gesunde Gesellschaft und vor allem - eine friedliche Welt.

Empfehlungen

Jede Form der Ernährung erfordert eine ausgewogene Zusammensetzung aller Lebensmittelkomponenten, um Körper und Geist mit den notwendigen Nährstoffen zu versorgen die er für eine gute Leistungsfähigkeit und Entwicklung benötigt, unter Brücksichtigung seiner persönlichen Vorraussetzungen. Dieser Grundsatz gilt natürlich auch für die Makrobiotik.
Bei einer Umstellung auf die makrobiotische Ernährung, gleich aus welcher Situation heraus, ist eine Anleitung bzw. Schulung durch einen Berater/Koch der Makrobiotik sinnvoll.
Über die drei Makrobiotik-Medien - Das Grosse Leben-Magazin, den Nachrichten und Online (siehe www.das-grosse-leben.de) und dem online-archiv (www.makrobiotik-archiv.de) stehen erste Informationen zur Verfügung. Auch telefonisch ist eine Auskunft bei der Redaktion, Telefon 06802-91073, möglich. Der Ost-West Verlag hat sich die Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Makrobiotik zur Aufgabe gemacht.

Das Buch “Einführung in die makrobiotische Küche in 10 leichten Schritten“ ist für den Einstieg in die makrobiotische Ernährung besonders zu empfehlen.
Wie der Titel dieses Buches zum Ausdruck bringt, wird in diesem Werk die stufenweise Umstellung in einer besonders sinnvollen Reihefolge dagestellt.

Literaturverzeichnis